Im westflämischen Roeselare schlägt das Herz der nachhaltigen Forschung für den belgischen Gartenbau. Im Herbst 2021 hat das Forschungs- und Beratungsunternehmen Inagro gemeinsam mit der Provinz Westflandern auf dem Dach der Logistikhalle der REO-Veiling das 9.000 m2 große Forschungsgewächshaus Agrotopia offiziell eröffnet.
Oberstes Ziel der Agrotopia-Wissenschaftler ist es, innovative Lösungen für den flämischen Unterglas-Gemüse-Anbau zu entwickeln und zu testen, die die nachhaltigere Ausrichtung der Branche beflügeln, von der Energie- und Wasserbewirtschaftung bis hin zur Optimierung des Recyclingdünger-Einsatzes.
Die praxisorientierte Forschung erfolgt im engen Schulterschluss mit den Erzeugern. Die Forschungsergebnisse fließen unmittelbar in die Produktion ein.
Das Agrotopia-Forschungsgewächshaus in Roeselare
Foto: © Agrotopia
Kreislaufwirtschaft im Unterglasanbau
Der Unterglasanbau ist für die Kreislaufwirtschaft geradezu prädestiniert: Durch die Abschirmung von der Außenwelt hat der Gemüsegärtner eine bessere Kontrolle über Prozesse und somit auch über In- und Output des Betriebs. Das führt dazu, dass die Erzeuger maximale Effizienz und Nachhaltigkeit anstreben: Abfallstoffe werden aufgewertet und Kreisläufe geschlossen. Wasser, Nährstoffe und Energie können dank des zirkulären Charakters des Gewächshauses effizient genutzt und wiederverwendet werden.
Vier Forschungsprojekte:
Aktuell widmen sich die Agrotopia-Forscher den folgenden innovativen Projekten zur Förderung der Kreislaufwirtschaft im Unterglasanbau:
1. Das ZERO-WASTE-Projekt:
Der Zero-Waste-Ansatz in der Unterglaserzeugung von Fruchtgemüse zielt auf die Abfallminimierung ab. Im Fokus steht die Entwicklung nachhaltigerer Anbaumethoden und die Aufwertung der Restströme.
Das Projekt ermuntert Erzeuger, sich der Kreislaufwirtschaft zu verschreiben, beispielsweise durch den Einsatz innovativer, biologisch abbaubarer Clips zur Aufleitung der Pflanzenstängel. Diese Clips müssen am Ende der Saison nicht entfernt werden, sondern können gemeinsam mit dem Fruchtgemüselaub dem Kompost zugeführt werden, was zugleich einen erheblichen Vorteil in Bezug auf die Einsparung von Arbeitszeit und Kosten darstellt.
Ein weiterer Baustein des Projekts ist die Suche nach Alternativen zu Substratmatten aus Kunststoff und Steinwolle, die nach der Ernteperiode entsorgt werden. Aktuell werden Trägermatten aus Kokos- und Maisfasern in puncto Leistungsfähigkeit, Wiederverwendung bzw. Kompostierfähigkeit getestet.
Last but not least wird untersucht, welche Produkte sich aus den Restströmen, wie Laub oder Substrat, auf dem die Pflanzen wachsen, herstellen lassen .
Im Rahmen des Zero-Waste-Projekts werden Alternativen zu Substratmatten aus Kunststoff und Steinwolle getestet
Foto: © Agrotopia
2. In der Agrarwirtschaft wird vielfach roher Wirtschafts- bzw. Kunstdünger eingesetzt. Während die Herstellung von Stickstoffdünger äußerst energieintensiv ist, wird der importierte Phosphordünger in Minen abgebaut.
Das HERMEST-Projekt sucht nunmehr nach Alternativen.
Durch den Einsatz von Techniken zur Aufbereitung von Nährstoffen aus tierischem Dung lassen sich heute bereits hochwertige Düngemittel herstellen, die allerdings kaum zum Einsatz kommen. Deshalb ist die Wissenschaft gefordert, optimale Düngestrategien für die unterschiedlichen Kulturen auszuarbeiten. Im Agrotopia-Gewächshaus werden derzeit Pilotfelder mit einem mobilen Rinnensystem für Salat angelegt, durch die ein biologisches Effluent aus der Schweinehaltung fließt, das zuvor aufwändig aufbereitet wurde. Das Ergebnis ist ein wässriger Kaliumstrom, der die Pflanzen nährt.
Im HERMEST-Projekt arbeiten Forscher und Erzeuger Hand in Hand: Das Know-how wird geteilt und angewandt.
Das HERMEST-Projekt konzentriert sich auf den Einsatz von Recyclingdünger
Foto: © Agrotopia
3. Das Projekt OptiWAIE widmet sich der Optimierung des Wasserverbrauchs im Unterglasanbau durch die Nutzung alternativer interner und externer Wasserquellen, wie Rest- und Oberflächenwasser. Dabei werden die Auswirkungen der Wasserqualität auf die Erzeugung untersucht, Behandlungstechniken bewertet und Kosten-Nutzen-Analysen für ein nachhaltigeres Wassermanagement entwickelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Unterglaskulturen wie Tomaten, Gurken und Salat, wobei sich die breitere Anwendung auf andere Hydrokulturen ebenfalls anbietet.
Das Projekt OptiWAIE widmet sich der Optimierung des Wasserverbrauchs im Unterglasanbau
Foto: © Agrotopia
4. Das RE-GREENHOUSE-Projekt peilt an, den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien im nordwesteuropäischen Unterglasanbau zu beschleunigen. Mit Partnern aus fünf Ländern werden sechs Energiequellen, wie Biogas und Solarenergie, anhand von Pilotanlagen untersucht. Ziel ist es, den Erzeugern bei der Auswahl nachhaltiger Energiequellen sowohl technisch, als auch wirtschaftlich mit einem Entscheidungsinstrument zur Seite zu stehen. Dieses Projekt liefert einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Umweltziele und stärkt die Widerstandsfähigkeit gegen geopolitischen Krisen.
Das Forschungsprojekt RE-GREENHOUSE zielt darauf ab, den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien im Unterglasanbau zu beschleunigen.
Foto: © Agrotopia
Nähere Informationen über Nachhaltigkeitsprojekte in Flandern: www.wirpackennachhaltigkeitan.eu
Finanziert mit Fördermitteln der Europäischen Union.
Der Inhalt dieser Werbekampagne gibt lediglich die Ansichten des Autors wieder und liegt in seiner alleinigen Verantwortung. Die Europäische Kommission und die Europäische Exekutivagentur für die Forschung (REA) übernehmen keinerlei Verantwortung für eine etwaige Weiterverwendung der darin enthaltenen Informationen.